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Due to current reasons: Daseinsgeräusch  

Alles bewegt sich. Alle bewegen sich. Gefühlt zumindest ist im Moment JEDER auf den Beinen, unterwegs, draußen. Der aktuelle Sonnenschein funktioniert wie ein Magnet, zieht die Menschen aus den Häusern, Wohnungen, Zimmern. 

 

(Puh, und ich mit meiner doch sehr lebhaften Phantasie, stelle mir genau das gerade vor: ein RIESENMAGNET schwebt da irgendwo am Himmel und - zzzzzwiiiiiiischhhh – zieht uns alle aus den Gebäuden. Ein lustiges Bild!) 

 

Treffen finden wieder mehr „in echt“ statt. Der Bildschirm manch eines PCs oder Laptops erlebt plötzlich wieder Momente der Stille, manche geraten sogar schon wieder an den Rand des Zustands, der „vor Corona“ der übliche Status war: sie setzen Staub an! (Ja, ich weiß, das ist nicht bei allen der Fall – bei mir ja auch nicht...)

 

Ich muss ehrlich sagen, an manchen Stellen geht mir dieses „Aufwachen“ fast schon wieder ein bisschen zu schnell. Fühlt sich noch nicht immer gut und angemessen (was immer das ist) an. Und: an gewissen Dingen würde ich schon ganz gern festhalten, die fand (und finde) ich gar nicht so blöd. Aber auch ja, ich freue mich natürlich, wieder im dreidimensionalen Raum zu leben, nicht nur im zweidimensionalen digitalen Raum unterwegs zu sein. Vor allem: wieder zwischenmenschliche Begegnungen zu haben. Weil – machen wir uns nichts vor – Telefongespräche, Zoom-Calls, Teams-Meetings und all dies, können einfach den realen sozialen Kontakt (auf was für Ausdrücke wir in den letzten Wochen und Monaten gekommen sind!) nicht ersetzen. Aber, es können sich ja beide ergänzen. Es muss ja gar nicht entweder oder sein. Wir haben uns alle an Dinge herangewagt, Neues ausprobiert, das ein oder andere Mal geflucht und es sind dabei ja auch tolle Idee, großartige Formate herausgekommen. Das alles wieder aufgeben? Wäre doch blödsinnig! 

 

Und genauso wie keiner wusste, wie „Pandemie geht“, weiß jetzt auch keiner, wie das danach so richtig funktioniert. Es gibt keine Anleitung. Kein eindeutiges richtig. Und auch kein falsch. Ausprobieren lautet auch hier wieder die Devise. Und jede:r muss für sich Entscheidungen darüber treffen, was sich gut anfühlt – oder eben nicht. Das darf auch langsam gehen. Und eines brauchen wir wohl alle weiterhin: Geduld. Mit uns selbst. Mit anderen. 

 

day by day

step by step

 

 

Während ich hier sitze und schreibe, hören ich übrigens Vogelgezwitscher an ein bisschen Wasserfall – ganz zart, ganz leise. Das ist für mich (außer Stille) der beste Hintergrund, um schreiben zu können, um kreativ zu sein. Wäre schön in echt, gibt es aber auch als Konserve. Und tut in beiden Fällen gut. Mir jedenfalls. Kopfhörer auf und white noise an. So gut. White Noise - weißes Rauschen. Was das ist? Eigentlich nichts weiter als ein Hintergrundgeräusch, eben ein Rauschen. Es besteht aus Tausenden einzelner Töne, die alle zusammen eben das Rauschen ergeben. Töne aller Variationen, aus den gesamten hörbaren Frequenzen sind hierin zusammengestellt und decken somit den gesamten hörbaren Bereich ab. Wie beim weißen Licht, in dem ja auch alle Farben enthalten sind... 

 

Das weiße Rauschen muss nicht „komponiert“ sein, es ist im Grunde auch in der Natur vorhanden: Regen, der auf den Boden prasselt oder die Brandung der Wellen. Monoton, gleichmäßig. Aber nicht verwechseln mit Meditation! Obwohl das Rauschen natürlich auch eine beruhigende Wirkung hat – zum Beispiel beim Einschlafen helfen kann. 

 

Beruhigung brauche ich aber weder wenn ich hier sitze und schreibe, noch für andere kreative Aktivitäten – für mich ist das Rauschen eher eine Art Blocker. Es schaltet die Umgebungsgeräusche aus, ich werde nicht bei jedem vorbeifahrenden Auto abgelenkt, durch Hintergrundgeräusche gestört und kann mich so gut konzentrieren. Andere können das auch mit Musik, aber da ist bei mir häufig die Gefahr, dass ich zu sehr hinhöre und so eher gestört als „abgeschottet“ werde. Funktioniert im Übrigen auch beim Arbeiten, Konzentrieren, Ungestört-sein-wollen im Zug, Café, ... 

 

Forscher (hier geht es zu einem Artikel darüber) haben sich auch damit beschäftigt – klar – und haben rausgefunden, das white noise bei einer Lautstärke von 79dB optimal ist, um die Kreativität zu steigern. Daneben hat es positive Effekte auf die Lernfähigkeit und das Erinnerungsvermögen. (Zum Glück, dann weiß ich hinterher wenigsten noch, was ich geschrieben habe!).

 

Für mich funktionieren auch nicht alle Geräusche gleichermaßen gut. Ich glaube, da muss jede:r für sich selbst ein bisschen ausprobieren. Das kann man ziemlich einfach mithilfe verschiedener Apps oder wenn man einfach mal die Suchmaschine der Wahl nach „White Noise“ fragt, da kommen ganz viele Vorschläge!

 

Ja, so sieht es also „hinter“ den ganzen (nicht allen, aber vielen) Artikeln, die ich hier für die Kulturlektüre schreibe, aus. Und es ist auch ein wichtiger Teil vieler (kreativer) Prozesse bei mir und für mich. Und dieses „Grundrauschen“ mag ich. Ich brauche das auch im Arbeitsprozess: lieber immer gleichmäßig zu tun als Leerlaufphasen. Das war schon früher so, als ich neben meinem Studium in verschiedensten Kneipen gejobbt habe – lieber war mir immer, es war ordentlich was los, als dieses „Beine-in-den-Bauch-stehen“. Dann ist es auch egal, wieviel los ist – wenn’s gleichmäßig viel ist, ist es ok und läuft. Nach Leerlauf wieder in Schwung zu kommen ist viiiiiiiel schwieriger!

 

Und damit komme ich wieder zum Anfang zurück. Irgendwie haben wir ja auch eine Art gesellschaftlichen Leerlauf gehabt – mal mehr, mal weniger. Und jetzt wieder in das Grundrauschen zurückzufinden, braucht ein bisschen. Aber es kommt wieder. Nicht als „langweiliges“ Hintergrundgeräusch und zum Einschlafen, sondern als angenehmes (hoffentlich auch beruhigendes) Daseinsgeräusch. (Ja, ich weiß, dass ist wieder so eine Wortkreation von mir, aber manchmal muss man sich eben die Worte erfinden, die man braucht!)

 

Daseinsgeräusch. (Ich find’s gut. Also das Wort. Und das Geräusch.)

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