Ich gestehe: ich bin ein großes Effizienzmonster. Ich kann es zum Beispiel nicht leiden, Sachen zwei-, dreimal anzufassen. Wenn, dann will ich sie auch erledigt haben. Einmal in die Hand genommen, fertig. Nicht so ein Rumgeeiere, mal hier ein bisschen, mal da.
Das können ganz einfache Sachen sein wie die Bügelwäsche: nichts schlimmer, als mal ein halbes Stündchen Bügeln und dann den Rest stehen lassen. Wenn, dann wird alles weggebügelt und dann ist der Korb leer, die Sache erledigt! Ich finde es furchtbar uneffektiv, den ganzen Kram herbeizuholen und dann wieder zu wegräumen und dann wieder herbeizuholen, ... you name it. Das führt auch dazu, dass ich dann lieber NICHT bügele als nur die Hälfte. Ich schätze ab, ob ich den Korb in der mir zur Verfügung stehenden Zeit schaffe und wenn ja, geht's los. Wenn nein: bitte, bleibt es halt stehen, bis die Zeit ist, alles zu schaffen.
(Kleine Notiz in eigener Sache. Ich hatte es schon einmal erwähnt: ich bügele seeeeehr gerne! Es ist monoton, gleichmäßig und für mich ein wahrer Kreativitäts-Boost. Zettel und Stift dürfen nicht weit weg sein, denn die Gedanken sprudeln bei mir beim Bügeln nur so. Funktioniert ähnlich gut wie beim Schwimmen. …nur da ist es halt noch schwieriger mit dem Aufschreiben… Bügeln als Meditation und Kreativitätsaktivator. Und: nebenbei höre ich Podcasts – herrlich! Einzig die momentanen Temperaturen um die 30 Grad können meine Freude trüben.)
Zurück zum Thema: Man könnte das natürlich auch Prokrastination oder „Aufschieberitis“ nennen. Ich nenne es Effizienz. Zum Beispiel gibt es ja für gewisse Dinge immer wieder mal Abgabetermine. Also nehmen wir mal an, Text XY soll bis zu einem bestimmten Datum geschrieben sein. Prima, kein Thema. Dann könnte ich das natürlich 4 Wochen vorher schon erledigen, dann wäre es weg. Ich warte (meist), bis der Abgabetermin direkt vor der Nase ist.
Warum?
Weil ich "unter Druck" besser arbeiten kann?
Ja, auch.
Und vor allen Dingen effizienter!
Denn es kann doch sein, dass in den vier Wochen bis zum Termin sich nochmal irgendetwas ergibt. Sich neue Perspektiven eröffnen. Ein wichtiger Fakt auftaucht. So. Und wenn dann der Text schon geschrieben ist, muss man diesen ja nochmal "anfassen", um das neue Krümelchen einzuarbeiten. Bäh. Dann passt der ganze Text nicht mehr! Oder noch schlimmer: der Text ist schon abgegeben und dann KANN man das betreffende Krümelchen gar nicht mehr einarbeiten. Urgs!
Also: ist es dann nicht effizienter, bis kurz vorher zu warten? Sozusagen den „aktuellsten“ Stand der Dinge zu haben, den Text zu schreiben, abzugeben, fertig?
Tatsächlich, manche Dinge erledigen sich ja auch quasi „von allein“, wenn man ihnen einen Moment Zeit gibt. Wäre es nicht superärgerlich, wenn man dann schon Zeit reingesteckt hätte? Ätschibätsch, jetzt doch nicht? Da rebelliert mein Effizienzmonster!
Genauso kann ich es auch nicht leiden, unpräzise Aussagen bzw. ja eigentlich mehr unpräzise To Do’s zu erhalten. Mein Steuerberater zum Beispiel. Statt mir ganz klar zu sagen was der nächste Schritt ist. Was ich tun kann oder auch muss. Stattdessen schreibt er mir eine Mail mit einer Liste von Paragrafen und Abkürzungen. Super. Und jetzt? Klar kann ich mir das erschließen, rausfinden, was er mir sagen will. Aber was ich machen soll weiß ich trotzdem noch nicht. Dann muss ich wieder die nächste Mail schreiben und fragen: was soll ich denn nun tun? Wäre doch viel effizienter gleich zu sagen: Fakt ABC, deshalb jetzt DEF. Perfekt, weiß ich Bescheid, kann ich handeln!
Meetings. Gleiches Spiel. Da wird geredet und geredet und geredet - aber es kommt nichts rum! Das nervt! Irgendwann bin ich immer versucht, auf den Tisch zu hauen und zu sagen: so und nun, was machen wir denn jetzt KONKRET?! Schwierig vor allen Dingen, wenn eine Gruppe Menschen zusammenkommt, die sich noch nicht so richtig kennt und alle sind (noch) supervorsichtig. Niemand will zu viel sagen. Aber auch nicht zu wenig. Überhaupt Meetings und (Arbeits-)Treffen: häufig muss man hier wirklich den Sinn in Frage stellen. Fakt ist, dass viele dieser Termine auch durch Mails ersetzt werden könnten. Das würde Zeit sparen. Viele Zeit!
(…nicht falsch verstehen, ich meine nicht die Treffen, um der Begegnung willen. Ich spreche hier von Absprachen, Vorgehens- und Aufgabenverteilungsterminen und solchen Dingen.)
Diese Vorgehensweise (Effizienz?) wende ich übrigens auch gern beim Einkaufen an: am liebsten geradlinig durch den Supermarkt laufen und alles mitnehmen, was links und rechts des Weges liegt (und auf dem Einkaufszettel steht). Nichts schlimmer, als noch einmal zurücklaufen zu müssen!
Wie gesagt, der Haken ist, dass das dazu führt, dass ich bestimmte Dinge gar nicht erst beginne, weil ich denke, die Zeit reicht ohnehin nicht dafür. Und dann lass ich es lieber gleich ganz bleiben. Leider. Weil manche Sachen aber auch einfach keinen Spaß machen, wenn man sie nicht einfach „laufen lassen“ kann. Malen und zeichnen zum Beispiel. Das kann ich nicht, wenn ich weiß, dass ich gleich wieder los muss. Nur eine Stunden Zeit habe. Ja, die Stunde würde wahrscheinlich reichen, aber allein zu wissen, dass da nur 60 Minuten sind. Ahhhh. Nee, dann halt nicht.
Ich weiß, an diesem Punkt widerspricht sich das Ganze ein wenig. Denn effizient wäre ja (im klassischen Sinn), wenn ich jede Minute ausnutze, um etwas zu tun. Bei „meinem“ effizient geht es aber nicht um diese „höher, schneller, weiter“ Optimierung. Oder nicht nur. Vor allem geht es mir darum, das Beste herauszuholen. Ja, das ist in der Regel verbunden mit einer möglichst sinnvollen Nutzung der zur Verfügung stehenden Zeit. Das ist aber auch der Aspekt, des sich ganz auf etwas einlassen. Des (ja tatsächlich) auch Genießens der momentanen Aufgabe. Und der Befriedigung, die sich dann einstellt, wenn sie vom Tisch ist. Komplett. Und der Tisch dann wieder frei ist für Neues.
Deshalb ist dieser Artikel jetzt auch hier zu Ende.
Und beim nächsten Mal gibt es ein neues Thema.
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