Kopenhagen - Stadt der Spitzen

Zwischendurch mal den Kopf lüften, etwas anderes sehen, essen, riechen – das muss einfach sein, finde ich. Ich ziehe aus all unseren Reisen, Ausflügen, Städtetrips usw. unglaublich viel Energie und hole mir abertausende an Inspirationen… Meist dauert es nicht lang, und in meinem Kopf fängt es an zu summen, Ideen kommen und wollen zu Papier gebracht werden, bevor sie wieder verschwinden. (Ich habe dazu letztes Jahr mal einen Artikel geschrieben – da ging es um die Gedanken, die wie Schmetterlinge sind.) 

 

Eine Stadt, die ich für einen Kurztrip sehr empfehlen kann, ist Kopenhagen. Auf der einen Seite ist man schnell dort, die Stadt ist gut zu Fuß zu erkunden, gerade in der richtigen Größe, um noch überschaubar zu sein und doch groß genug, um einiges entdecken zu können! Wenn das Wetter nicht so toll ist, gibt es Museen, Schlösser und natürlich gemütlich Cafés und wenn das Wetter schön ist, kann man sich hervorragend draußen aufhalten. 

 

Auf geht’s, wir bummeln mal ein bisschen durch diese schöne Stadt. Ach so, halt… Kleine Anmerkung am Rande: Kopenhagen ist natürlich zu jeder Jahreszeit besuchenswert, aaaaaber: die Vorweihnachtszeit bietet sich ganz besonders an! Warum? Na, weil die Dänen sich hervorragend auf kuschelig und vorweihnachtlich verstehen, weil sie Süßkram-Weltmeister sind und weil dann der Tivoli zugleich Weihnachtsmarkt ist!

 

Aber von vorne, Tivoli ist ein gutes Stichwort. Der ist nicht weit vom Bahnhof entfernt und damit ein guter Startpunkt für unseren kleinen Rundgang! Eigentlich war das Gelände des Vergnügungsparks einmal eine militärische Anlage und wurde dann Mitte des 19. Jahrhunderts „umgenutzt“ wie man so schön sagt. Heute ist es einer der ältesten noch bestehenden Vergnügungsparks und hat so allerlei Attraktionen: Da sind die Klassiker wie diverse Fahrgeschäfte, also Achterbahnen, in denen die Leute so herrlich kreischen. (Ich bin an dem Punkt raus, Achterbahn ist nichts für mich – ich schaue da nur zu und fühle schon meinen Magen in der Kurvenlage…). Aber es gibt auch genügend anderes zu tun: Theater, Buden und eine chinesische Pagode. Alles gruppiert um einen See, auf dem man auch Bootchen fahren kann und an dem Restaurants für jeden Geschmack zu finden sind. An der Weihnachtszeit zudem ganz hübsch ist, dass es früh dunkel und der ganze Park dann wundervoll aus- und beleuchtet ist. 

 

Und zum Thema Süßkram: Hier kann man zuschauen, wie die dänischen flødeboller hergestellt werden. (Tipp von mir: wer mit der Aussprache – so etwas wie „fluhbolla“ – hadert, der kann auch einfach draufzeigen und begehrlich gucken…). Lecker! Ach so, das war auch eigentlich das Stichwort! Kommen wir doch mal ganz kurz zum Essen. Ich glaube, das dänische Smørrebrød (wörtlich übersetzt Butterbrot ) kennt jeder. Es ist das einzige Butterbrot, das man tatsächlich mit Messer und Gabel essen muss! Geht gar nicht anders, sonst gibt es eine riesengroße Sauerei – ähem. Was es ist, sagt der Name, wie es schmeckt, muss man probieren. Es gibt zahlreiche Varianten, allen gemeinsam ist ihr üppiger Belag. Krabben, Fisch, Käse, Salat, Radieschen, Gurke, … die Wahl fällt schwer. (Und, schon Hunger? …abwarten, wird noch schlimmer!) 

So, dass war jetzt deftig, also quasi die Grundlage. Und nun geht’s mit Süßkram weiter. Mit Wiener Brød – manchmal auch als Kopenhagener Gebäck bezeichnet. Aber letzterer Name verheimlicht ein bisschen die Geschichte: angeblich heißt das Wiener Brød so, weil es im 19. Jahrhundert zu einem großen Eklat in den Bäckereien Kopenhagens kam, in dessen Folge die Gesellen in Streik traten. Um dennoch die Backstuben weiter betreiben zu können, warb man österreichisches Personal an, die wiederum ihre heimatlichen Backkünste mitbrachten und so der Plunder Einzug in die dänischen Bäckereien hielt. Ob’s wahr ist? Keine Ahnung! Aber es schmeckt in all den zahlreichen Varianten, die sich entwickelt haben!

 

Besser, wir verlassen jetzt den Tivoli wieder – wir wollen ja noch ein bisschen was sehen und uns auch die Beine etwas vertreten nach diesen ganzen Schlemmereien! Wir wären von hier ganz schnell in der Ny Carlsberg Glyptotek und könnten gaaaaaaanz viel Skulptur gucken – das ist wirklich eine riesengroße Sammlung! …von der Antike bis in die Moderne ist allerhand geboten, unter anderem befindet sich dort ein Exemplar meiner Lieblingsskulptur von Edgar Degas, „Kleine vierzehnjährige Tänzerin“. Aber ich schlage vor, wir bummeln ein bisschen weiter in Richtung Rådhuspladsen (dem Rathausplatz) und von dort die Haupteinkaufsstraße Strøget entlang. Die war übrigens bei ihrer Einrichtung in den 1960er Jahren die längste Fußgängerzone Europas! …ach und hier gibt es all die Geschäfte, in denen man natürlich einerseits vieles findet, was es quasi überall auf der Welt gibt aber auch kleine Besonderheiten. Ich empfehle dringend einen Besuch in dem von außen schon schön anzuschauenden Geschäft des Porzellanherstellers „Royal Copenhagen“. (Hier wieder die Anmerkung, dass dieser Hinweis erfolgt, ohne dass ich davon in irgendeiner Weise profitiere!). Einen kleinen Einblick in die Geschichte der Manufaktur gibt es weiter unten und ein Blick in den Laden lohnt sich schon allein deshalb, um die großartigen Muster und Farben anzuschauen. …man muss ja nicht gleich die Kreditkarte glühen lassen…

 

Von hier können wir einen Abstecher zum Rundetårn machen -  ein, wie der Name schon sagt, runder Turm, der im 17. Jahrhundert errichtet wurde und der im Inneren die Besonderheit einer Reittreppe hat. Wirklich eine „Treppe“, über die man einst mit Pferden, bzw. einer Kutsche nach oben reiten/fahren konnte. Wir kennen eine solche Treppe auch aus dem alten Schloss in Stuttgart oder anderen Schlössern – wenn man so möchte, war das der Aufzug der damaligen Zeit! Darüber hinaus gibt es ganz oben eines der ältesten noch funktionsfähigen Observatorien Europas, der Aufstieg lohnt sich also schon allein deshalb. …aber auch, weil man von ganz oben einen wunderbaren Blick über die Stadt hat! In einem Märchen von Hans Christian Andersen, wird dieser Runde Turm übrigens auch erwähnt, da hat ein gefährlicher Hund Augen, die so groß sind wie der runde Turm. Wahrlich riesige Augen!!!

 

Apropos Andersen – bleiben wir doch auf seinen Spuren und besuchen den lille Havfrue, die kleine Meerjungfrau. Die kleine Bronzefigur erinnert an das Märchen von Hans Christian Andersen, in der eine kleine Meerjungfrau ihren Fischschwanz opfert, um zu ihrem Traumprinzen zu gelangen und ein menschliches Leben zu führen. Die Liebe erfüllt sich nicht, die Meerjungfrau müsste den Prinzen töten, um ihr altes Leben wiederzuerlangen… Natürlich tut sie es nicht – sie stürzt sich in das Meer und wird zu Schaum und schlussendlich zu einem Luftgeist… 

Die Bronze an der Uferpromenade wurde von Edvard Eriksen geschaffen und 1913 aufgestellt – sie ist eines der kleinsten Wahrzeichen der Welt. Wenn man Glück hat, trifft man sie allein an, das ist allerdings sehr selten, denn ganz nahe halten normalerweise die Busse, die die Besuchenden der Stadt zu einem Fotodate mit der zarten Schönheit bringen. Übrigens ist der Auftraggeber der Plastik der gleiche wie der Stifter der oben erwähnten Glyptotek: Carl Jacobsen, der Sohn des Gründers der Carlsberg-Brauerei.

 

Wenn wir hier am Ufer wieder entlang zurück in die Stadt bummeln, sehen wir an der gegenüberliegenden Seite bald das 2004 fertiggestellte Gebäude der königlichen Oper – ein wirklich großartiger moderner Bau des Architekten Henning Larsen. Der Kontrast zu der Uferseite, auf der wir uns befinden könnte nicht größer sein, denn wir gelangen auf gleicher Höhe in den Nyhavn, den neuen Hafen (eigentlich ein Kanal), der seit dem 17. Jahrhundert der größte Hafen der Stadt Kopenhagen war und heute noch mit der um den Kanal gelegenen Architektur begeistert. Bunte Hausfassaden, viele Restaurants – hier ist auch heute noch einiges los und man kann herrlich bummeln oder sich von dänischen Köstlichkeiten verwöhnen lassen. (Schon wieder essen…)

 

Von hier sind wir auch schnell wieder bei den zentralen Sehenswürdigkeiten, können Schloss Christiansborg besuchen, Schloss Amalienborg (vielleicht ist ja Königin Margrethe II. zu Hause?! Oder wir sehen wenigstens den Wachwechsel?!) oder wir gehen zu Frederiks Kirke, die wir mit ihrer riesengroßen Kuppel auch vorhin schon vom Runden Turm gesehen haben. Vielleicht zieht es uns aber auch in das Designmuseum, das ich wirklich sehr empfehlen kann! Hier erhält man einen wunderbaren Überblick über das dänisch-skandinavische Design: Lampen, Keramik, Gebrauchsgegenstände und eine 10.000 Stücke umfassende Möbelsammlung von etwa 1900 bis heute – großartig!

 

Puh, ein langer Tag in der Stadt! Für den Abend könnten wir vielleicht nach Vesterbro gehen, das ist der „Meatpacking District“ von Kopenhagen, ein ehemaliges industriell geprägtes Viertel mit ursprünglich vielen Fleischereien. Heute ist es geprägt von kreativem Flair, tollen Restaurants und Bars, Kunstgalerien, kleinen Geschäften. Perfekt um den Tag ausklingen zu lassen.

 

…und morgen können wir ja in den Zug steigen und die etwa 40 Minuten Fahrt nach Malmö unternehmen – ratzfatz über die Öresundbrücke und schon ist man in Schweden!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Barbara (Freitag, 22 April 2022 16:39)

    Danke für deine lustmachenden Ausführungen - ich hätte dich gerne mit an Bord gehabt im Juli!