Am Ende eines jeden Semesters, nach meinen Vorträgen und Führungen – immer verabschiede ich mich mit den Worten „Bleibt / Bleiben Sie neugierig!“ Streng genommen ist das eigentlich keine Verabschiedung, eher ein Appell… Aber ein durchaus und mit aller Überzeugung ernst- und wohlgemeinter!
Für mich ist die Neugier eine der (wenn nicht sogar DIE) Eigenschaft(en), die wir niemalsnienicht aufgeben sollten – im Gegenteil: wir sollten sie (wieder) mehr kultivieren! Ich finde ja auch, man kann gar nicht oft genug darüber reden ;)
Von Kindern können wir uns hierbei so viel abgucken: einfach mal nachsehen, was hinter der Hecke ist; herausfinden, ob das, was einem da zum Essen angeboten wird, vielleicht schmeckt und wenn nicht: einfach ausspucken. So einfach. Und anscheinend doch so schwer. Denn im Erwachsenen-Alter (ab wann ist das eigentlich?) geht uns ganz viel von dieser Neugier abhanden. Wir sitzen drin in unserer Routine, leben uns in ihr ein und ruhen uns darauf aus. Komfortabel, vertraut, ok.
Aber dieses Neugier-Dings, das ist das eigentlich?
Schauen wir mal auf eine Definition[1] - da steht zum Beispiel, dass die Neugier „ein Zustand (ist), der einhergeht mit einer erhöhten Bereitschaft eines Organismus, sich neuen, ungewohnten und komplexen Situationen und Objekten auszusetzen bzw. diese aktiv aufzusuchen.“
Ok, da steht also was von Bereitschaft, neu, ungewohnt, komplex, aussetzen… Und warum machen wir das alles? …so ein bisschen was scheint ja schon in dem Wort zu stecken, denn es besteht ja zum einen aus „neu“ – ok, das hatten wir eben schon. Und dann steckt da noch das Wort „Gier“ drin. Das findet man im Wörterbuch mit der Bedeutung „heftiges, maßloses Verlangen, Begehren“. Oha.
Aber wonach eigentlich? Wissenschaftler sind der Überzeugung, dass uns Neugier angeboren ist. Na klar, dass hatten wir ja oben schon in dem Beispiel mit dem Kind. Hier könnten wir auch neben die Neugier noch einen anderen „gierigen“ Begriff setzen, nämlich „wissbegierig“. (An dieser Stelle fängt auch schon das Lied der Sesamstrasse im Hintergrund zu laufen an: „Der, die das. Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht fragt bleibt dumm!“ – Ohrwurm? Bitte, gerne!)
…zurück zur Neugier. Angeboren also. Eine intrinsische Motivation – also aus uns heraus, ein innerer Wunsch. Einfach so. Ohne, dass es einen zusätzlichen Anreiz von außen braucht. Vielleicht könnte man auch sagen, dass wir instinktiv neugierig sind.
Hört sich doch ganz gut an, oder?
ABER. Da gibt es ja immer diese Sprüche. So was wie „curiosity killed the cat”. Na und wer will schon wie die benannte Katze enden? Eben! Das ist der Grund, warum wir zunehmend unneugieriger werden. (Ja, ich weiß, dass ist mal wieder eine meiner Kreationen – ich find sie ganz hübsch und lass sie so!)
Unneugieriger (da, wieder) werden wir, weil wir Spontaneität einbüßen und zunehmend Kontrolle haben wollen. (Jupp, ist so.) Über uns, unser Leben, unseren Alltag, unser Essen… Das ist ok, absolut! Kann ja jede:r machen, wie er:sie möchte! …ist dann aber halt nicht so abwechslungsreich.
UND. Neues entsteht durch Neugier. Also unser gesamter Fortschritt als Mensch. Als Menschheit. Als.
Ohne Neugier keine Erkenntnisse. Keine Wissenschaft. Und auch keine Lösungen. Künstlerische Fortschritte. (Als Beispiel seien hier mal die Impressionisten genannt: hätten die keinen Antrieb verspürt, sich mit Licht und Schatten und Farbe und überhaupt und so auseinanderzusetzen wären wir immer noch… oh je… ) Neugier ist also grundsätzlich was Gutes! Bringt uns weiter.
Und das mit der Katze… nun ja. Eigentlich hält Neugier uns länger fit, unser Hirn beweglich, offen für Neues.
Hmmm, und wenn Neugier doch gar nicht so schlecht ist, dann müssten wir vielleicht insgesamt, immer wieder, immer mehr… neugieriger sein. Und da stirbt nicht die Katze, sondern beißt sich in den Schwanz, weil das hab ich ja Eingangs schon gesagt!
Nehmen wir uns also (wieder und noch mehr) öfter Kunstschaffende zum Vorbild und probieren Dinge aus! Ah, und noch ein prima Tipp: lesen, viel lesen! Denn wer viel liest, wird immer neugierig sein auf mehr… Und die Katze kann man ja nebenher ein bisschen hinter den Ohren kraulen! (Hatschi – sorry, Katzenhaarallergie…)
[1] Euler, H.A. & Mandl, H. (1983). Emotionspsychologie: Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen. München: Urban.
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