Oh, Entschuldigung, ich war gerade damit beschäftigt, mich... Ach, das stand ja da... Also, jedenfalls: Ich freue mich! Ok, das ist wahrscheinlich mittlerweile rüber gekommen... Nun gut.
Wie?
Ach so!
Worauf ich mich freue?
Na, auf das Kunstjahr 2021!
(Für alle, die jetzt irgendwie etwas anderes erwartet haben – was auch immer – ist das Kunstjahr nicht Grund genug zur Freude?!)
Also, zum einen freue ich mich natürlich aus einem ganz pragmatischen Grund darauf, dass die Museen wieder öffnen: dann darf ich auch wieder losziehen und hoffentlich viele Menschen anstecken mit meiner Begeisterung für Kunst, Architektur, Design und die spannenden Geschichten damit/darüber/darum erzählen!
Ein anderer Grund ist natürlich, dass sooooo viele spannende Ausstellungen und Ereignisse anstehen und dass ich mich darauf freue (wie wahrscheinlich die höchst geschätzte Leserschaft auch), wieder dahin zu gehen (oder fahren), wo die Kunst ist. Das ist übrigens ein ziemlich spannendes Thema, über das wir auch ganz kurz am vergangenen Mittwoch in meinem Webinar „Ist das Kunst oder kann das weg?“ gesprochen haben: Wo findet Kunst statt?
Gaaaaaanz früher, also damals, da war es so, dass die Kunst (ok, wir klären jetzt nicht den Aspekt, was „die“ Kunst eigentlich ist) – also, jedenfalls, da fand Kunst an dem Ort statt, wo das Kunstwerk war. Ja, richtig gelesen, die Kunst fand statt. Und tut dies im Übrigen auch heute noch. Denn es ist ja nicht so, dass z.B. ein Maler die Farbe auf die Leinwand bringt und damit hat sich alles erledigt. Nööööööö, weit gefehlt! Dann wird’s ja erst spannend!
Hier kommt wieder das oft zitierte „Kunst entsteht im Auge des Betrachters“ ins Spiel. Denn tatsächlich entsteht so ein Kunstwerk doch wirklich erst bei uns. It comes alive. Mit uns, durch uns, unsere Erfahrungen, Gedanken, Ideen, unsere Persönlichkeit, ... Vorher war es doch nur Farbe auf Leinwand (oder aus was es auch immer besteht). Und erst mit der Begegnung zwischen uns und dem Kunstwerk passiert die Magie.
Wir nehmen das Kunstwerk wahr und machen es zu unserem Kunstwerk. (Nein, nein, schön hängenlassen! Das, was ich meine, passiert im Kopf. In jedem Kopf. Gewollt oder ungewollt. Positiv oder negativ. Es passiert. Wahrnehmung kann ich nicht steuern, das ist ein Prozess und der findet statt. So, jetzt schließe ich die Klammer mal wieder). Halt, der Punkt gehört nach innen.)
So, das ist also geklärt: wir nehmen wahr. Und das logischerweise im Falle eines Kunstwerks dann, wenn ich (bleiben wir mal bei dem Beispiel des Gemäldes) davorstehe. Es hängt, wir stehen (oder sitzen). Und damals, da hingen Kunstwerke an bestimmten Orten. Und Menschen sind zu diesen Orten gegangen, gefahren, geirgendwast und haben dann dort die Kunstwerke genossen.
Mit der zunehmenden Mobilität hat die Menschheit ihren Radius erweitert und konnte an immer mehr Orten wahrnehmen. Globalisierung.
Ein Schritt weiter: Digitalisierung. Und jeeeeeetzt wird’s spannend! Denn jetzt – abrakadabra – kommt das Kunstwerk zu uns. Die Digitalisierung „entortet“ die Kunst. Wir können zu Hause auf der Couch, am Schreibtisch, auf dem Balkon, irgendwo sein und uns die Kunstwerke holen. Im übertragenen Sinne und auch im übertragenden Sinne (oooooh, ich liebe solche Wortspielchen!). So, und damit findet Kunst nicht mehr nur dort statt, wo sie (physisch) ist, sondern auch, wohin sie (digital) übertragen wird. Und darüber hinaus und völlig genial: sie kann sogar an mehreren Orten gleichzeitig stattfinden! It’s magic!
Das Problem? Der Mensch. Dieses träge Wesen. Wir.
„Och, wie, Internet. Nö, das find ich aber doof.“
„Das war ja noch nie so!“
„Kunst gehört ins Museum“
„Was soll ich denn damit“
„Wie, dann muss ich ja...“
Also, da wären Aspekte, an denen wir noch arbeiten könnten. Ich würde als erstes sagen: an uns. Und dann an der Erwartungshaltung (war immer so, bleibt so). Und dann vielleicht auch noch an ein paar Konzepten. Zum Kunsterleben. In der Kunstvermittlung. (to be continued). Aber ist das nicht megaspannend? Da ist so viel Potential!
Und nein, ich sage damit nicht, dass Museen und andere Kunst- und Kulturinstitutionen abgeschafft werden sollen. Überhaupt nicht! Aber vielleicht können wir über eine Erweiterung, über „hybride“ Möglichkeiten nachdenken? Beziehungsweise auch schon vorhandene (digitale) Angebote nutzen (und damit die Sichtbarkeit erhöhen). Ich freue mich ja auch (wie eingangs geschrieben) darauf, wieder dahin zu gehen „wo die Kunst (physisch) ist“.
Genauso freue ich mich aber auch, wenn wir zum Beispiel in Online-Seminare gemeinsam virtuell Städte erkunden können oder uns über verschiedene Kunst- und Designthemen unterhalten. Übrigens: Nächste Woche Mittwoch (27.1.2021) geht’s im Online-Seminar um Joseph Beuys. 2021 ist nämlich Beuys-Jahr (anlässlich des 100. Geburtstags, den der Herr mit Hut gehabt hätte.) Ich würde mich riesig freuen, wenn wir uns sehen. Let’s talk art!
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